R’ADYS 2013
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Wow, was für ein Wochenende… Viel besser hätte es kaum laufen können – im wahrsten Sinne des Wortes. Perfektes Wetter, ein Panorama wie aus Heidis Bilderbuch geblättert und dann dieser Sonnenaufgang in Arosa nach einer erwartet kühlen Nacht unter dünnem Zeltstoff. Einfach wunderbar.
Fast hätte man darüber die Strapazen mit Sack und Pack in fest verschnürten Trail-Laufschuhen vergessen können. Doch ein Spaziergang war auch der diesjährige, 38. R’ADYS Mountain Marathon mit Start- und Zielort in Tschiertschen im schweizerischen Kanton Graubünden nicht. Rund eine halbe Autostunde von Chur entfernt, begibt man sich etwa 1.000 Metern über dem Meeresspiegel in die Wunderwelt des Ferien- und Erholungsgebietes um Arosa. Ein echtes Schmankerl für jeden, der sich für Bergmassive, immergrüne Almen und Kuhglockengebimmel begeistern kann.
Der Mountain Marathon ist eine zweitägige Ausdauerprüfung für Zweier-Teams, bei dem auf fünf verschieden anspruchsvollen Parcours in zwei Tagesetappen zwischen 40 und 70 Leistungskilometer zurückgelegt werden. Immer mit dabei ist der eigene Rucksack mit vorgeschriebener Ausrüstung, die ein sicheres Überleben in den Bergen gewährleistet. Der ideale Weg vom Start bis zum Etappenziel muss von jedem Team mit Hilfe einer topografischen Laufkarte selbst gefunden werden. Da der R’ADYS jedoch gleichzeitig Orientierungslaufcharakter besitzt, sind dem ersehnten Zieleinlauf zahlreiche Checkpoints in freier Wildbahn vorgeschaltet, die es heißt, in vorgeschriebener Reihenfolge anzulaufen. Und diese kleinen Wimpel halten sich trotz Signalfarbgebung manchmal verflixt gut versteckt. Wer auslässt, wird gnadenlos ausgelassen – in der Wettkampfwertung.
Zu sechst aus verschiedenen Landesteilen Deutschlands im Land der Eidgenossen angereist, liefen die letzten Vorbereitungen an einem verregneten Freitag beizeiten auf Hochtouren. Der Wettergott muss schon mitspielen, damit diese T(ort)our ein Vergnügen wird. Aber echt beunruhigt war keiner der Teilnehmer. Zu optimistisch ließen sämtliche Wetterkanäle ihre Prognosen verlauten. Und sie sollten alle Recht behalten. Am ersten Wettkampftag weckten Sonnenstrahlen quer durchs Pensionszimmer die Sinne noch vor dem unangenehmen Krakeelen des Handyweckers.
Start frei und viel Spaß im Schweiße des Angesichts hieß es kurz darauf für wenige hundert Teilnehmer. Jeder hatte von nun an im Zweigespann sein eigenes Süppchen auszulöffeln, welches er sich zuvor im Moment der Wettkampfanmeldung (und des Entscheids für einen der fünf Parcours) eingebrockt hatte. Wie auch die beiden anderen Duos aus Leipzig und Hamburg trat das Team Elbe-Radys aus Dresden in diesem Jahr mit einer Trailrunning-Novizin an, deren Minimalziel darin bestand, am Ende des Wettkampfes mit einem Lächeln ins Ziel zu kommen.
Zwischen beiden Etappen wurde in hoher Bergwelt abseits der Zivilisation biwakiert. Nach einer mehr oder weniger erholsamen Nacht führte die zweite Etappe am sonnigen Sonntag zum Ausgangspunkt nach Tschiertschen zurück. Für die zwei Vertreter der Dresdner Elbe-Radys-Laufgruppe wurde es zu einem persönlichen Triumphlauf. Zu Beginn mit einem einstelligen Rang geliebäugelt, sprang am Ende sogar Platz 6 in der Kategorie Trail-Marathon (light) heraus.
Dieser Eindruck nach Zieleinlauf bleibt für sehr lange Zeit haften. Nach zwei Tagen persönlichen Ausnahmezustands, etwa 40 zurückgelegten Kilometern und gut 3.600 bezwungenen Höhenmetern fühlt man sich irgendwie… unbeschreiblich. Eine Mischung von Gefühlen, die bis in den andauernden Arbeitsalltag hineinreicht, lässt sich nur schwerlich mit Synonymen wie „beflügelt“, „bärenstark“ oder „heldenhaft“ beschreiben.